Auffälligkeiten in Arbeitsverhalten und Leistung
Die folgende Liste umfasst Auffälligkeiten, die auf einen problematischen Alkoholkonsum hindeuten können, aber nicht müssen. Es gilt sich stets zu vergegenwärtigen, dass Veränderungen im Verhalten auch Folge von persönlichen oder familiären Schwierigkeiten oder Gesundheitsproblemen sein können. Ebenso können sie darauf hindeuten, dass die betreffende Person bei der Arbeit überlastet ist oder sich nicht wohl fühlt. Die Vielfalt möglicher Probleme machen deutlich, weshalb es wichtig ist, dass Vorgesetzte sich auf Fakten zu den Leistungen und dem Verhalten am Arbeitsplatz beschränken. Es ist nicht die Aufgabe von Vorgesetzten, eine mögliche Abhängigkeit zu diagnostizieren. Eine solche kann nur durch eine spezialisierte Fachperson vorgenommen werden.
Die Auffälligkeiten, die man häufig beobachtet, lassen sich in vier Kategorien unterteilen:
- Unentschuldigte Absenzen
- mehrere unbegründete kurze Absenzen während des Tages
- Lange Pausen
- Verspätungen
- Vorzeitiger Arbeitsschluss
- Unpünktlichkeit
- Verschlechterung der Arbeitsqualität
- Verringerung der Leistung
- Fehler
- Versäumnisse
- Zunahme von Zwischenfällen oder Unfällen
- Nichteinhalten von Fristen
- Beschwerden von Arbeitskolleginnen und -kollegen
- Beschwerden durch die Kundschaft
- Schwierigkeiten bei der Einhaltung von Vorschriften
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Häufige Stimmungswechsel
- Jähzorn
- Nervosität
- Euphorie
- Abkapselung
- Rückzug gegenüber Kolleginnen und Kollegen
- Vermeiden von Kontakten mit Vorgesetzten
- Mangelnde Kooperationsbereitschaft
- Konsum alkoholischer Getränke gegen die Bestimmungen des Reglements
- Nachlassendes Interesse und schwindende Motivation
- Vernachlässigung von Hygiene und Kleidung
- Nach Alkohol riechender Atem
- Zitternde Hände
Wie im obigen Kapitel erwähnt, sind solche vermeintlichen Indizien noch keine „Beweise“ für ein Alkoholproblem. Weil Erscheinungsbild und Auftreten aber in vielen Berufen eine wichtige Rolle spielen, stehen diesbezügliche Auffälligkeiten mit der Arbeit in Zusammenhang. So ist es legitim, dass Vorgesetzte solche Auffälligkeiten ansprechen, wenn diese die Qualität der Arbeit beeinflussen, z. B. wenn jemand mit nach Alkohol riechendem Atem regelmässig Kontakt zu Kundinnen und Kunden hat.
Auch eine Häufung von Auffälligkeiten lässt noch keinen Schluss auf einen problematischen Alkoholkonsum oder eine Abhängigkeit zu. Der einzige Schluss, der gezogen werden kann, ist, dass auf beruflicher Ebene ein Problem vorliegt, das man nicht ignorieren sollte.
Stellen Vorgesetzte bei Mitarbeitenden über längere Zeit Auffälligkeiten fest, ist ein Klärungsgespräch unerlässlich. Sie sollten nicht damit zuwarten bis sie glauben, sicher zu sein, dass die Veränderungen mit einem problematischen Alkoholkonsum in Zusammenhang stehen.